To-and-Fro

5-Euro-Scheine, Bilderrahmen, externe Fotografien.
Peter Bösselmann 2011, nicht realisiert.

Das nicht realisierte Projekt „To-and-Fro“ wollte sich der Heidelberger Ressource „Touristen“ bedienen, von denen es in der Altstadt sehr viele gibt. Geplant war, mit einzelnen Touristen 5-Euro-Scheine zu tauschen.

Die an der Tauschaktion beteiligten Touristen sollten von Peter Bösselmann einen 5-Euro-Schein erhalten und ihm im Gegenzug einen Geldschein gleichen Wertes aus ihrer Geldbörse geben. Die Touristen sollten außerdem eine „Gebrauchsanweisung“ für den vom Heidelberger Künstler erhaltenen Schein erhalten: Der Euro-Schein sollte nicht ausgegeben werden. Der Tourist sollte ihn nach Hause mitnehmen und ihn dort – in Japan, Kanada, China, Australien usw. – für eine Weile wie ein kleines Kunstwerk irgendwo in der eigenen Wohnung an die Wand hängen. Von dieser At-Home-Exhibition sollten Fotos an Peter Bösselmann gesendet werden. In Heidelberg sollten dann die von den Touristen stammenden 5-Euro-Scheine zusammen mit den zugehörigen Fotos der in Kanada, China etc. gehängten Tausch-Geldscheine in einer Ausstellung gezeigt werden.

 

So sollten die 5-Euro-Scheine der Touristen in der Ausstellung präsentiert werden (Simulation).

So sollten die 5-Euro-Scheine der Touristen in der Ausstellung präsentiert werden (Simulation).

 

Es ist nicht gelungen, auch nur einen Touristen zu bewegen, einen eigenen 5-Euro-Schein gegen einen vom Künstler ausgehändigten Geldschein gleichen Wertes einzutauschen. Trotz sorgfältiger Vorbereitung konnte offenbar das Misstrauen der Angesprochenen, einem Betrüger aufzusitzen, nicht überwunden werden. Im Folgenden soll der gescheiterte Versuch der Projekt-Umsetzung geschildert werden.

Vorbereitung

Es wurde ein Flyer entworfen, der auf Deutsch und Englisch das Projekt erklärte und auch beispielhaft einen 5-Euro-Schein in einem Bilderrahmen zeigte. Beim Zustandekommen eines Tauschs sollte die 5-Euro-Note des Künstlers in den als Klappkarte ausgeführten Flyer eingelegt werden. Die Kontaktdaten des Künstlers waren in dem Flyer vollständig enthalten. Eine Übersetzung des Flyers für die zahlreichen japanischen Touristen war geplant, wurde aber nicht mehr ausgeführt. Nachfolgend die englischsprachige Version des Flyer-Textes:

Dear Heidelberg visitor,
I would like to invite you to take part in the art project To-and-Fro (backwards and forwards).

To-and-Fro – how it works

  1. We will swap money: I will give you one of my 5-Euro notes and I will receive a 5 Euro note from you.
  2. Your 5 Euro note will be shown in an art exhibition together with other tourists’ 5 Euro notes. The 5 Euro notes are the works of art.
  3. I will ask you to keep the 5 Euro note I have given you at home and treat it a while as a work of art: For example hang the note like a picture onto the walls of your apartment.
  4. If possible, please send me a photo of your 5 Euro note hanging on the wall of your apartment.
  5. The 5 Euro note that I have received from you will be exhibited in the art exhibition »To-and-Fro«, if possible together with photos you sent me from your home exibition (step 3).

Certainly there are a few questions about the art project To-and-Fro

  • Who has designed the project To-and-fro?
    My name is Peter Bösselmann. I live in Heidelberg and work here as an artist and designer. My address is Karpfengasse 5, D-69117 Heidelberg
  • Do I receive a genuine 5 Euro note when swapping?
    Yes, you do. The 5 euro notes I offer for swapping are ordinary money which I myself have received in shops or from my bank.
  • Where will the 5 Euro notes be exhibited?
    I have a small gallery in Heidelberg. The 5 Euro notes will be exhibited there first:
    »Galerie im Klausenpfad«
    Klausenpfad 21
    Heidelberg-Handschuhsheim
    www.klausenpfad.de

Tauschversuche

Auf zwei unterschiedlichen Wegen wurde versucht, für die Tauschaktion mit Touristen  in Kontakt zu kommen:

  • Direkte Ansprache: Der Künstler machte sich allein auf den Weg und sprach in der Heidelberger Altstadt direkt einzelne Touristen oder kleine Gruppen an, erklärte ihnen auf Englisch das Konzept und überreichte den Projekt-Flyer.
  • Indirektes Angebot: An der „Alten Brücke“, einer touristischen Attraktion in der Altstadt Heidelbergs, wurde ein Stand aufgebaut, der das Konzept auf einem Plakat erkärte, einen originalen Bilderrahmen mit 5-Euro-Schein zeigte und Flyer zum Mitnehmen anbot. Außer dem Künstler waren zwei sympathische Damen als „Standpersonal“ mit dabei.

Ergebnisse

Beim direkten Ansprechen von Touristen kam sich der Künstler nach wenigen Sätzen selbst wie ein Trickbetrüger vor. Die Angesprochenen hörten skeptisch zu, fragten nichts nach und wollten meist schnell aus dieser obskuren Begegnung heraus.

Der Stand an der Alten Brücke wurde von den Touristen nahezu vollständig ignoriert. Große Vorsicht überall; niemand wollte sich auf ein Gespräch einlassen; auch das direkte Ansprechen einzelner Touristen durch das weibliche Standpersonal führte nicht zum Erfolg. Nachdrückliches Erlebnis am Stand war der Nicht-Kontakt mit einer japanischen Touristengruppe. Die Touristen trugen Headsets; der deutschsprachige Führer der Gruppe ließ sich immerhin das Konzept beschreiben und übersetzte dann per Mikrofon ins Japanische. Die etwa zwanzigköpfige Gruppe hörte sich, in einigen Metern Entfernung vor dem Stand stehend, seinen Vortrag an. Unbewegten Gesichts. Als der Touristenführer geendet hatte, blieben alle noch einen Moment stumm stehen; dann machte sich die Gruppe weiter auf den Weg.

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